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Sunday, August 16, 2020

Angespannte Situation - Waldviertler Frächter: „Transport einfach zu billig“ - NÖN.at

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„Momentan haben wir Existenzprobleme.“ Ein Frächter aus dem Waldviertel (er möchte anonym bleiben) ist mit einem mittlerweile so großen Preisdruck konfrontiert, dass er eine ungewisse Zukunft vor sich sieht.

Er erklärt, dass Betriebe aus den Ostländern viel billiger transportieren können, weil die Lohnnebenkosten dort viel niedriger als in Österreich sind. Die Coronakrise habe jetzt die Situation verschärft: „Es herrschen nur mehr Coronapreise.“ Er habe selbst die Erfahrung gemacht, dass Kunden den Preis weiter nach unten drücken.

„Solange es Frächter gibt, die um die niedrigen Preise, die von Frachtbörsen verlangt werden, fahren, wird sich nichts ändern.“Peter Weißenböck

„Sie verlangen Preise wie vor 30 Jahren“, könne dies nie heutige Kosten decken. Der Frächter, der seit 33 Jahren seinen Betrieb führt, ist äußerst frustriert. „Ich weiß nicht, wo das hinführt. Wie weit sollen wir noch mit dem Preis runtergehen?“

Preisdruck und Kunden auf Augenhöhe

„Allgemein am Markt herrscht ein Preisdruck“, bestätigt Norbert Allram. Sein Transportunternehmen in Brunn an der Wild besteht seit 1964. „Es gibt schon vereinzelt Kunden, die den billigen Dieselpreis ausnutzen wollen und den Preis noch mehr drücken wollen.“

Der Großteil arbeite aber „auf Augenhöhe“. Grundsätzlich ist er nicht unzufrieden mit dem Geschäft: „Wir haben es nicht so schlimm erwischt, weil wir breit über mehrere Sparten aufgestellt sind.“ Der Lockdown habe zwar eine große Unsicherheit gebracht, aber „wir haben eine sehr gute Auslastung und haben uns seit Mai relativ gut erholt.“

„Großkonzerne interessiert keine Mautgebühr“

„Wir hatten es in der intensiven Coronazeit etwas leichter, da wir nur Lebensmittel transportieren“, erzählt indes Frächter Wolfgang Marschalek aus Großdietmanns (Bezirk Gmünd).

Das seit über 70 Jahren bestehende Transportunternehmen verfügt über 32 Lkw-Züge. Preisdruck sei aber seitens der Großkonzerne spürbar: „Diese interessiert keine Mautgebühr, sie verweisen auf die billigen Treibstoffpreise. Dass diese wieder über einem Euro liegen, ist ihnen egal.“ Bei den Frächtern kommt der „Dieselmonitor“ zum Tragen: ein amtlich festgesetzter Preis, der nur alle 14 Tage geändert wird.

„Sind und bleiben eine ‚Trottelbranche‘“

Marschalek verweist darauf, dass die Frächter keinerlei Unterstützung seitens der Politik erhalten: Diese wollen alles auf der Schiene haben. „Aber wir fahren mittlerweile mit einem geringeren CO -Ausstoß als ein Pkw“, betont er.

„Die Situation der Frächter ist angespannt, das stimmt“, bestätigt der Gmünder Wirtschaftskammer-Obmann Peter Weißenböck, der selbst ein Transportunternehmen in Weitra hat. Die Diskussionen in der Branche betreffend Preisdumping, Dieselpreis und Mautkosten laufen seit Jahren. „Wir sind und bleiben eine ‚Trottelbranche‘.“

Die jetzige Situation sei auf billige Treibstoffpreise und das Fehlen der Aufträge zurückzuführen. „Solange es Frächter gibt, die um die niedrigen Preise, die von den Frachtbörsen verlangt werden, fahren, wird sich daran nichts ändern. Den Auftraggebern ist es nämlich egal, mit welchem Landeskennzeichen die Lkw ihre Waren transportieren“, führt Weißenböck aus. Transportaufträge werden auf der Frachtenbörse online vergeben, wobei eher Billigstanbietern der Vorzug gegeben wird.

Schiene: „Kein Gegeneinander“

„Der Transport ist einfach zu billig. Das hat auch Corona gezeigt.“ Produkte können aus dem Ausland sehr günstig eingeführt werden. Detail am Rande: Die Maut in Österreich ist die höchste, wie Weißenböck sagt.

Dass mehr auf die Schiene verlegt werden soll, sei eine lang gehegte Forderung. „Nur sind die ÖBB bereits voll ausgelastet. Es ist daher schon lange ein Nebeneinander und kein Gegeneinander, denn gewisse Güter gehören einfach auf die Schiene.“

Westeuropäische Betriebe zu osteuropäischen Preisen

„Durch Corona ist die Wirtschaft geschrumpft und viele fahren zu Billigpreisen“, bestätigt Heinz Schierhuber, Transportunternehmer aus Zwettl. Die Kosten für Frachtunternehmer steigen dagegen permanent: „Der Kollektivvertrag erhöht sich jedes Jahr und wir haben viel höhere Kosten als osteuropäische Mitbewerber.“ Man bekomme trotzdem Aufträge, da Kunden oft lieber mit westeuropäischen Anbietern fahren, aber sie wollen den billigen Preis.

Werner Höfinger, der ein kleines Familienunternehmen in Altmelon (Bezirk Zwettl) leitet, bereite indes die ausländische Konkurrenz weniger Probleme. „Wir sind ein kleiner Betrieb und flexibel“, erklärt er.

„Leiden unter Nacht-60er“

Schierhuber merkt noch an: „Wir leiden unter dem Nacht-60er.“ Viele wüssten nicht, dass es gesetzlich vorgeschrieben ist, dass Lkws in der Nacht nur 60 km/h fahren dürfen. „Das ist paradox, war aber bis jetzt noch nicht wegzubringen“, ärgert er sich. Gerade in der Nacht sei immerhin weniger los auf den Straßen. Außerdem sei der Schadstoffausstoß höher, wenn nur 60 km/h gefahren werden darf. Man braucht für die Fahrten um einiges mehr Zeit, für die wiederum Pausen eingelegt werden müssen. Höfinger stimmt dem zu: „Man hält dadurch erst recht den Verkehr auf.“

„Jeder Einkauf ist dem Lkw zu verdanken“

Höfinger bemerkt, dass in der Auffassung der Bevölkerung der Lkw oft negativ behaftet ist. Das sehen die anderen Frächter ganz ähnlich.

„Die Lkw sind zu einem Feindbild geworden, aber der Konsument sollte bedenken, dass jeder Einkauf, der getätigt wird, den Lkw zu verdanken ist“, spricht Marschalek, von einer „harten und nicht lustigen Zeit für Frächter“.




August 16, 2020 at 09:57AM
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