Mittweida. Noch nicht einmal 14 Tage alt und nicht bereit, an einer Tränke zu trinken - in diesem Zustand sind auf der S200 bei Mittweida am Montagabend gegen 20 Uhr Kälber in einem Tiertransporter entdeckt worden.
Der Laster mit Anhänger war den Beamten der Verkehrspolizeiinspektion Chemnitz aufgefallen. Abseits der Chemnitzer Straße wurde das Gespann von den Polizisten einer Kontrolle unterzogen. Und damit der Fahrt ein Ende gesetzt. Denn der Zustand der Tiere war unzumutbar.
Anlass zur weiteren Kontrolle des Transporters gab bereits die Angabe des Fahrers, dass er seine 169 Kälber von Ostsachsen nach Nordrhein-Westfalen bringen wollte. Aus der Streckenangabe wurde deutlich, dass die maximal zulässige Transportzeit der Tiere nicht eingehalten werden konnte, so Andrzej Rydzik, stellvertretender Sprecher der Polizeidirektion (PD) Chemnitz.
Tränken für Kälber ungeeignet
Beim Öffnen des Transporters wurde zudem festgestellt, dass die Tränken, die auf diesem für die Tiere angebracht gewesen sind, völlig ungeeignet waren. "Denn die Mehrzahl der Kälber war noch nicht von ihren Muttertieren entwöhnt und konnte die Tränken somit auch nicht nutzen", erklärte Rydzik. Bei der Kontrolle der Tierpässe stellten die Beamten zudem fest, dass einige der Tiere noch gar nicht hätten transportiert werden dürfen. Sie waren mit unter 14 Tagen einfach noch zu jung.
Doch damit nicht genug. Auch die Zustände in dem Transporter waren für die Tiere eine Zumutung. So hatten sie auf der obersten Ladefläche des LKW kaum Platz. "Die Widerristhöhe der Kälber war nicht beachtet worden. Zwischen dem Rücken der Tiere und der Laderaumdecke war kaum Platz, sodass die Kälber mit dem Rücken anstießen sowie der Luftaustausch für sie nicht gewährleistet war", beschreibt Rydzik den Zustand.
Kälber in Sammelstelle gebracht
Der 49-jährige Fahrer musste nach der Kontrolle seine Fahrt beenden. In Begleitung der Polizei brachte er die Kälber stattdessen zu einer Sammelstelle im Landkreis Mittelsachsen. Dabei handele es sich um einen Agrarbetrieb, der Ställe für solche Fälle vorhalte, erklärte Rydzik. Wo genau jener Betrieb seinen Sitz hat, dazu machte der stellvertretende Polizeisprecher keine weiteren Angaben.
An der Sammelstelle wurden im Beisein der Beamten sowie des Amtstierarztes alle Tiere entladen. Dabei sei aufgefallen, dass viele der fast 170 Tiere bereits dehydriert waren. "Sowohl der Amtsveterinär als auch die Kontrolleure gehen davon aus, dass die Kälber nicht erst seit Beginn des Transports in Ostsachsen bis zur Kontrollstelle an der S 200 unterversorgt waren, sondern womöglich länger nicht getränkt worden waren", informierte Rydzik.
Mit einer umgehend verabreichten Elektrolytlösung ist den Tieren zunächst geholfen worden. Bis Dienstag sind sie in der Sammelstelle geblieben. Ein Teil der Tiere konnte am Dienstag in dem LKW-Gespann weiter transportiert werden. "Die kleinsten und unter 14 Tagen alten Tiere verblieben in der Sammelstelle und werden dort bis auf weiteres versorgt", so Rydzik. Wie viele Tiere dies betrifft, dazu konnte er am Mittwoch noch keine Angaben machen.
Ermittlungen werden dauern
Die Polizei hat nun die Ermittlungen gegen den Fahrer, aber auch gegen den Organisator des Transportes sowie die Verantwortlichen der Transportfirma aufgenommen. Vorgeworfen wird den Beteiligten, gegen Bestimmungen des Tierschutzgesetzes, der Tierschutztransportverordnung sowie der Viehverkehrsverordnung verstoßen zu haben. Der stellvertretende Sprecher der PD Chemnitz geht davon aus, dass die Ermittlungen, die in Abstimmung mit dem Veterinäramt des Landkreises geführt werden, einige Zeit in Anspruch nehmen werden.
Erst in der vergangenen Woche hatten die Chemnitzer Beamten bei einer zweitägig angelegten Kontrolle in Lichtenau mehrere Tiertransporter aus dem Verkehr gezogen. Festgestellt wurde dabei oft eine Überladung der Laster.
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July 29, 2020 at 04:54PM
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Polizei stoppt Kälber-Transport bei Mittweida - Sächsische Zeitung
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